Poeta I Lyriker

Im Anflug – on approach Bolañomania ist Juli 2023 Bei Moloko Print erschienen. (165 Seiten trilingual Lyrik fragmentos, 15 Euro.) Am Anfang steht das Lesen und mit referenziellem Gepäck ist dies der Anflug auf Chile, das Mutterland von Matthias Santiago Staehle und das Geburtsland von Roberto Bolaño (1953 – 2003). Getragen von weiteren, modernen und durchaus deutschen Einflüssen suchen diese Gedichte nach Heimat und Liebe als vielleicht zwei Seiten der gleichen Medaille. Oder ist der Traum und der Tod die andere Seite? Bolaño starb mit „nur“ 50 Jahren und so widmet sich das Langgedicht Fire (Kapitel 3) dem Thema des zu jung sterben und für das Leben brennen. Die weiteren Gedichte sind meist eine oder ab und an 2 Seiten lang und umkreisen aufscheinende Leidenschaften in den unterschiedlichen Landschaften Chiles (von Norden bis Süden) und darüber hinaus. 

Mein Gedichtband Meer, reif & verwegen – Mar, maduro & atrevido – erscheint zweisprachig – deutsch und spanisch – im Chili Verlag. www.chili-verlag.de. Ab 15.10.2022 ist das Buch (150 Seiten) für 12 Euro im Buchhandel zu erwerben. Überwiegend sind die 90 Gedichte kurz, aber dafür nicht minder manövrierend entlang der vermeintlichen Untiefen Lakonie und Pathetik, die ich als Pole nicht gleichsetzen will mit meinen beiden Heimaten Deutschland und Chile, aber in Anteilen doch daher rühren. Zu erwarten sind aufrührerische Annäherungen an das aufschlussreiche Meer und die aufwühlende Liebe. Poetisch verbunden mit Menschen, Landschaften und Leidenschaften.

Bezüglich Gedichten und Texten in Anthologien und Magazinen siehe die Rubrik: Bücher und Veröffentlichungen. Aber als sozusagen Nachruf auf das himmlische Portal Fixpoerty, sei auch hier erwähnt, am 10.10.2019 war mein Gedicht Die Greta-Frage ebenda Text des Tages. Vielen Dank Julietta Fix.

Am 19.10.2019 wurde mir ausgehend von meinen drei Gedichten im „Zweijahres-Buch der politischen Lyrik 2019/20“ der Pollypreis für politische Lyrik zugesprochen. Insgesammt waren 15 Dichter*innen nominiert, von denen auch fast alle bei der Lesung an eben diesem 19.10. in der Lettrétage in Berlin waren. Ich persönlich hätte Tom Bresemann den Preis (ehemals Lauter Niemand Preis) gegönnt und fühle mich so umso geehrter. In diesem Sinne vielen Dank allen die für mich gestimmt haben und dem Preisstifter Jörn Sack. www.joernsack.eu

Neben meiner frisch erschienen Gedichtsammlung zu Meer, Liebe und Chile warten weitere Herzensprojekte noch auf ihre Veröffentlichung. Zu meinen Einflüssen zähle ich Brecht und Fried, Bukowski und Belli, Wondratschek und Houllebecq, sowie Neruda und Bolaño. In der Hoffnung eben diese Traditionen – vermengend – fortzuführen, suche ich weiterhin Verlage und freue mich ebenso, wenn einer mich findet.

Aus einer älteren Gedichtsammlung stammt der folgende, vorläufig entkoppelt Textblock, der ursprünglich ein Kapitel war mit dem Titel:

Die Zehn Gehäuse

Gotteshaus (1)

„Ich bin JHWH, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus.“ „Du sollst neben mir keine anderen Götter haben.“ 2.Buch Moses  
Gott ist Zuhause in vielen Häusern,
wo bezeugt wird sein Dasein.
Weltweit hat er unzählige Gotteshäuser
& in Deutschland sind es:

24500 katholische Gotteshäuser,
21100 evangelische Gotteshäuser,
2803 moslemische Gotteshäuser
& 130 jüdische Gotteshäuser (Vor 1933 waren es 2800).
 
Viele benutzen nur ein (Gottes-) Haus, wohnen zur Miete,
glauben die Anderen sind Nieten, nur weil sie Untermieter eines anderen Gott sind. Es sind wenige die erkennen, bekennen:
Wir glauben alle an einen Geist, mit jeweils nur anderem Namen.  

Monotheismus ist eine Art von Monokultur,
die mir bei aller Liebe zur Monogamie
einseitig, fast einfältig & weder natürlich,
menschlich noch göttlich erscheint.  
   
Geisterhaus (2)
 
„Du sollst dir kein Gottesbild machen & keine Darstellung von irgendetwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde.“ 2.Buch Moses      

Ich glaube an Geister, ich denke alles existiert weiter. Aber Abbilder bringen uns nicht weiter.

Ich glaube die Geistlichen von Heute sind aus der Fleischeslust der Vergangenheit entstanden.

Ich denke Geister sind Schatten aus der Vergangenheit, die wiederkehren als Platzhalter.

Ich glaube Geister existieren jenseits einer äußeren Form. Ich denke Geist manifestieren sich immer wieder neu & anders.

Ich denke Gott ist ein Geist, aber ich weiß es nicht sicher & deswegen glaube ich.

Bauhaus (3)
„Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der Herr lässt den nicht ungestraft, der seinen Namen missbraucht.“ 2.Buch Moses

An einem Baum hängt eine Werbebotschaft vom Baumarkt Bauhaus. In einer Fernsehdokumentation wird das Bauhaus als nicht frauenfreundlich angeprangert. In einer anderen Doku wird die Fortschrittlichkeit angepriesen.

Das Bauhaus ist 100 Jahre alt.

Ein Greis der weite Kreise gezogen hat.

Das Bauhaus ist Gedanken-

gut und mit Mut wurde versucht die Welt neu zu gestalten.

Als Ort der Lehre, des Lernens hat das Bauhaus nur kurz existiert. (1919 in Weimar gegründet, 1923 Umzug nach Dessau, 1932 Zwangs-Umzug nach Berlin, 1933 Zwangs-Schließung auf NS Druck.) Aber als Vision ist sie heute noch ein Grundton.

Eine Idee des – von dem Architekt Walter Gropius so benannten – Bauhaus war: Kunst & Handwerk zu vereinen und gleichzeitig die Unterscheidung von Künstler & Handwerker aufzuheben.

An einem Zaun hängt ein wegweisendes Schild zu einem Baumarkt.

An einer Be:tonwand verfängt sich im gesprayten Bild ein Bautraum.

Im naheliegenden Wald ist es kalt, aber nicht für den Baum

in seinem alten tonangebenden Lebensraum.

Bankhaus (4)
„Gedenke des Sabbats: Halte ihn heilig!“ „Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun. Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. “ 2.Buch Moses
Liebe, Leben, Leistung – das sind die 3 L’s nach Alfred Adller, die den Lebensstill ausmachen und die wir als Leitlinie haben sollten. Lieben, Sozialverhalten, Arbeit, wie lässt sich das gewinnbringend verwalten? Es kommt nicht darauf an, möglichst viel anzu legen, sondern wie & wo man seine Gefühle festlegt. Sicherheiten gibt es im Leben keine, aber wer einzahlt ins Bankhaus der Gefühl, dessen Gefühle zahlen sich, so Gott will aus. Am siebten Tag sollst du ruhen & ich wünschte ich hätte auch sonst die Ruhe weg. Mal im Soll, mal im Haben bearbeite ich meinen Minderwertigkeitskomplex und frage mich, was verdammt ist der Festzinssatz?                                  

Elternhaus (5)
 

„Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit du lange lebst in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt.“ 2.Buch Moses

Ich bin gesegnet mit einem Elternhaus.

Physisch & Psychisch bin ich in einem Gewächshaus voll Fürsorglichkeit aufgewachsen.

Die Liebe meiner Eltern manifestiert(e) sich in Vielem & vielleicht Kleinigkeiten, deren größte zu bezeichnen ist als intaktes Elternhaus.

Die Freiheit entspringt der Geborgenheit & flieht vor der Gefangenheit.

Die Freiheit folgt keinem Takt, ist in Teilen taktlos & in Abschnitten Taktik.

Der Bühnenbrauch gibt vor, sich am Ende zu verneigen und mit Taktgefühl will ich vorzeitig meinen Eltern danken, weil sie mir waren und boten ein kostbares Gehäuse.

Krankenhaus (6)

„Du sollst nicht morden.“ 2.Buch Moses

Wer den Menschen

als Mensch betrachtet

der entdeckt viele kranke Sachen.

Wer den Mensch

als Sache betrachtet

der ist ein kranker Mensch.

Freudenhaus (7)

„Du sollst nicht die Ehe brechen.“ 2.Buch Moses
Freude ist eine der Hauptemotionen, der auch die Liebe unterzuordnen ist.
Aber ist somit die Freude das höchste Gebot & das höchste der Gefühle?
Für Schiller war sie göttliches Prinzip, der er huldigt als schöner Götterfunke.
Die Freude am Herrn ist unsere Stärke, schwärmt die Bibel
und ruft weiter aus: Freuet euch zu jeder Zeit.
Zentral für die Buddhisten ist die Mitfreude, das Gegenteil von Schadenfreude.

Alles kann Freude bereiten
traurig aber wahr 
zum Trotz & Trost
sind noch die Moral & die Gebote da.  


Reihenhaus (8)

Du sollst nicht stehlen.“ 2.Buch Moses

Vom Allein-stehenden-Haus zur Doppelhaushälfte & vom Leihhaus zum Glashaus steht vieles in Reih & Glied. Selbst das Stelzenhaus steht oft angelehnt in einer Reihe zum Meer. Zumindest in Süden von Chile, wo dank deutscher Auswanderer im dortigen Kaffeehaus Jeder den Begriff Kuchen kennt. Wer anders & mehr mit der Natur leben will der wählt das Baumhaus oder die Bauwagenkolonie. Mit seinem Faible für Autos (Als EIN Ideal einer Wohnmaschine) steht Le Corbusier diesem wohnen, so alternativ es auch erscheint, trotzdem näher als den Miss-Verständnissen die seine Wohn-Maschine in die Nähe der Wasch-Maschinen-Kultur rückten. Gleichfalls dreht sich das Frauenhaus, nur indirekt um das Thema Haushalt, sondern um häusliche Gewalt. Ein Reihenhaus ermöglicht normalerweise kein aus der Reihe tanzen, Romanzen im Nachbarhaus mal ausgenommen.
Wer nunmehr über das Ausbrechen aus der Ehe hinaus Verbrechen begeht, der landet im Gefängnishaus, der vermutlich schlimmsten Aneinanderreihung von Zellen hinter einem Zaun.

Eingesellschaftshaus (9)

„Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen.“ 2. Buch Moses

Im Haus der Einsamkeiten suchen wir Gemeinsamkeiten.

Versagt die Verträglichkeit, verlangen wir Einsamkeit.

Einzigartigkeit ist eine abwegige Phantasie, eine Utopie, die vielleicht dem Bild der Andersartigkeit entspringt, als Gegenentwurf zu Einigkeit & Recht & Freiheit?

Der Einigkeit steht der Eingewöhnung in die Vielfalt entgegen. Aber bei Recht & Freiheit stimme ich gerne ein.

Europahaus (10)

„Du sollst nicht nach dem Haus deines Nächsten verlangen. Du sollst nicht nach der Frau deines Nächsten verlangen, nach seinem Sklaven oder seiner Sklavin, seinem Rind oder seinem Esel oder nach irgendetwas, das deinem Nächsten gehört.“ 2. Buch Moses

Das Europahaus steht vor dem aus.

Die Engländer sind schon raus.

Der Euro steht für teuro,

die Südeuro:payer röcheln es heraus.

Der oberste Rüssel verdient einen Rüffel und dennoch schön eine Frau regiert jetzt Brüssel. Aber was bringt das, wenn auch für sie nur Trüffel für die Reichen sucht?

Brüssel – die Hauptstadt Europas ist ein Konstrukt wie Bonn es war. Ich warte gleichfalls auf eine Wiedervereinigung der alten Stämme zu einer neuen Gemeinschaft. Griechen, Germanen und Römer waren für Europa am prägendsten. Warum also nicht in Konstantinopel ein neues Europahaus errichten & die Türken nach Absetzung von Erdogan (dafür) in die EU lassen, denn schließlich war Istanbul früher Konstantinopel & vielleicht wird es so wieder nobel?