Ich war am Samstag den 9. März in Frankfurt bei dem Focus Lyrik Festival. Das war ein Sprachfest. Von sachlicher Lage-Analyse in welchem Verhältnis Umwelt und Lyrik stehen, über die Lyrik-Tradition und ihrem poetischen Umgang damit, bis zur sprachmächtigen Sprachuntersuchung der Sprachgewalt war alles relevant und angenehm sprachlich scharf gewürzt. Beim letzten Podium über Lyrik zwischen Pluralismus und Kanonisierung war besonders das leicht uneinvernehmliche Aufeinandertreffen von Ann Cotten und Ramy Al-Asheq interessant. Habe mir daraufhin Fremdwörterbuchsonette von ihr und Gedächtnishunde von ihm gekauft. Beides sehr empfehlenswerte Gedichtbände.
Nun folgend meine verdichteten Notizen vom Tage, inklusive der Frage: Inwiefern, als Leitstern und Aufmerksamkeitsstar, ist Rap, die relevantere Lyrik?
Hardcore Leben, Software Lyrik, trotz vollphantasierter Festplatten, tasten wir arme Zipfel, den Klimagipfel nicht an, sondern schlafen über unseren Tastaturen, anstatt uns zu empören. Sichtbarmachung, ich denke, vielleicht sollte ich eine klimatisierte Bar aufmachen. Die Frage im Raum: Ist die Lyrik ihrer Zeit voraus? Ich denke, vorausgehen oder hinterherhängen sind beides visionäre Formen von einfach nur hängen, weil nichts mehr geht. Sprachhygiene, bis zur Sprachabschaffung, verkackte Nazis kann man nicht mit der Nazikeule eliminieren.
Rap, schwarze Poesie, was sagen wir, wir nicht wirklichen Weißen? Wo ist die Brücke, die Bridge, brüchiger Switch zur Bitch, glitschig glorifiziert, mit Aufstiegschancen zur holy mama, entgegen dem Kitsch, was also gilt es zu überqueren, zu überwinden? Und ist es zu verwinden, dass die moderne Lyrik, teils weniger Relevanz und weniger Reim hat als ihr Sorgenkind Rap. Stattdessen Zeilenbrüche, als Stolpersteine, oft ohne Mehrwert oder Ausbruchs-Brisanz.
Pädagogik und Poesie haben einen Binnenkonflikt und passen nur dann zusammen, wenn man die Spitzen ihrer Latzen bricht. Oder lohnt es sich eine Latze zu brechen, für ein gemeinsames Niemandsland des Einvernehmen?